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Nichts für alle

Ein immer aktuelles Theaterstück für einen Darsteller und einige Mitwirkende aus dem Publikum.
Es geht um Nichts. Spielzeit ca. 20 Minuten. eBook, ca. 14 Seiten, 7,99 EURO

Er ist plötzlich da, der Nichtsmacher, mit seinem Karren und den seltsamen bunten Kästchen darauf. Er bietet an und verkauft, was er mitgebracht hat. Er ist der beste Nichtsmacher der Welt, bedient Kaiser und Könige. Er hat was alle brauchen. Für jeden genau das Richtige, in der richtigen Potenz. Und alle können es sehen, das Nichts darin ist, in den Kästchen. Und sie kaufen.

AUS DEM INHALT:

Das Licht geht an

Auf der Bühne steht ein Karren. Der Nichtsmacher (vielleicht schwarz gekleidet) hantiert an den Schnüren mit denen das Tuch befestigt ist, worunter sich die mitgebrachte Ware verbirgt: Viele Kästchen in drei Größen und sechs Farben. Alle sind beschriftet. Weiß: Zeit, gelb: Ruhe, grün: Gesundheit, rot: Wärme, blau: Kraft, rosa: Jugend.

NICHTSMACHER: (an das Publikum gewendet) Was gafft ihr so? Habt ihr nichts zu tun? Helft mir!

Er spricht einen jungen Mann im Publikum an.

Du ... dich meine ich. Du bist doch ein kräftiger junger Mann, wie mir scheint. Fass an! ... Komm herauf, hilf mir ... Bitte.

Er motiviert den jungen Mann, bis dieser auf die Bühne kommt.

Steh nicht so rum. Hilf mir die Ware abladen.

Beide lösen nun die Schnüre. Mit einem geübten Ruck wirft der Nichtsmacher schließlich das Tuch zurück. Darunter sieht man bunte Kästen in verschiedenen Größen, säuberlich aufgeschichtet und nach Farben sortiert.

Zuerst die grünen, dann die rosafarbenen, dann... Du kennst doch Farben? ... Bitte hier vorsichtig aufschichten, nach Farben und Größen sortiert. Du weißt schon. Hierhin bitte. (er weist auf eine gut sichtbare Stelle, neben dem Karren)

Der Nichtsmacher hat sich ein weißes Gewand übergezogen. Er wirft dem Gehilfen ein weiteres zu.

Eins für dich. Zieh es an. Du bist heute mein Gehilfe.

NICHTSMACHER: Schau mich nicht so dumm an. Es ist sehr viel Wertvolles in den Kästen. Du musst behutsam mit ihnen umgehen, hörst du? Und reinlich musst du sein. Zeig deine Hände. ... Naja, das geht. Nun aber vorwärts. Zieh das Gewand über.

Der Gehilfe zieht das weiße Gewand über. Beide holen Kästchen vom Karren und platzieren sie, sorgfältig nach Größen und Farben sortiert, an der vorgegebenen Stelle. Unruhe kommt auf, im Publikum. Stimmen werden laut. Zwei die dort nebeneinander sitzen reden laut.

STIMME 1: Woher kommst du?

STIMME 2: Woher soll der schon kommen? Das sieht man doch. Was ist denn in den Kästen?

STIMME 1: Ist da Medizin drin? Bist du Arzt?

STIMME 2: Der ein Arzt ... dass ich nicht lache. Ein Arzt kommt doch nicht mit soviel Kisten und Kästen daher. Ein Quacksalber ist das. Der wird uns Wässerchen verkaufen wollen, die er unten am Fluss mit allem Möglichen zusammengemixt hat. Das bietet er uns als Heilmittel an, gegen Zahnschmerzen, gegen Haarausfall, gegen schlechte Träume und Herzeleid. Das kennt man doch.

STIMME 1: Lass ihn doch erst einmal seine Sachen auspacken, vielleicht ist es etwas Nützliches, was er uns mitbringt.

STIMME 2: Also mir reicht’s (er ist aufgestanden und wendet sich an das Publikum) So sagt ihr doch mal was. Das ist doch nur ... Theater. Nichts weiter. So was kennt man doch. Soll ich dem mal ...? (er will nach vorn, wird aber von seinem Nachbarn festgehalten und auf den Stuhl herunter gezogen)

NICHTSMACHER: Du hast ja Recht, aber gebt Ruhe Leute. Seid gewiss, ich bringe euch keine Wundermittelchen. Ich bringe euch etwas Wichtiges, etwas, was ihr alle braucht. ... Ich bringe euch Nichts. ... Ihr habt richtig gehört. Nichts. (an den Gehilfen gewendet) Du stehst ja nur rum. Beweg dich. Die gelben dahin. Die roten dorthin, zu den anderen. Nun mach schon. ... Du bist ein braver junger Mann. Ich werde dich für deine Arbeit entlohnen.

STIMME 1: Du sagst, du bringst uns etwas Wichtiges. Dann sagst du, du bringst uns nichts. Da stimmt doch etwas nicht. Da muss doch was drin sein, in den Kästen. Wozu solltest du sie sonst auf deinem Wagen haben?

NICHTSMACHER: Du hast Recht. Ich sagte ja: Nichts ist darin.

STIMME 2: Nichts ist darin. Nichts ist nichts! Nimm dein Nichts und ziehe weiter! Scharlatane haben wir hier selbst genug. Troll dich mitsamt deinen Kisten und Kasten. Wir brauchen dein Nichts nicht. Wir haben selber nichts! (Er ist aufgestanden und wendet sich an das Publikum) So sagt doch mal was. Das ist doch wirklich nichts als Theater. (er wird wieder vom Nachbarn herunter gezogen)

NICHTSMACHER: So gebt doch Ruhe, Leute. Vertraut mir. Ich bin kein Scharlatan. Ich weiß, was ihr braucht. ... Gehilfe halte einmal einen weißen Kasten hoch, einen von der mittleren Größe. Die sind nicht so schwer. ... Ja, den. Bitte sehr vorsichtig. Lass ihn nicht fallen. Höher. Alle sollen ihn sehen. ... So ist es gut. ... Schaut her, das ist etwas von dem, was ich euch mitgebracht habe. (er sucht im Publikum nach einem junges Mädchen)

Wer kann lesen? ... Du? Du auch? Komm du mal her. Du, dich meine ich. Zeig dich mal. Komm her zu uns. (er motiviert das Mädchen auf die Bühne zu kommen) Lieb siehst du aus. Bist ein feines Mädelchen. Wie alt bist du? (das Mädchen antwortet, z.B.: 15)          

So, fünfzehn, ein schönes Alter, hoffentlich weißt du das? (ins Ohr geflüstert) Vielleicht das schönste. ... Stell dich hierher. Lies, was auf dem Kästchen steht. ... Junge, höher damit! Nicht zu hoch!! Nun zittere doch nicht so. Sei vorsichtig, lasse es nicht fallen ... hörst du? (an das Mädchen gewendet) So nun ließ bitte.

Mädchen: Zeit

NICHTSMACHER: Buchstabiere bitte für die, die nicht lesen können. Die glauben es sonst nicht. Sprich langsam und deutlich?

Mädchen: Z-E-I-T

NICHTSMACHER: Aha, seht ihr? ZEIT steht auf den weißen Kästchen. Das ist doch etwas Wertvolles. Oder habt ihr alle genug Zeit?

STIMME 1: Ich weiß genau, dass da nichts drin ist.

STIMME 2: Nichts als Theater. Alles nichts als Theater.

NICHTSMACHER: Junge, öffne den Deckel und zeige was darinnen ist, damit auch der Dümmste hier versteht, dass ich etwas Wichtiges mitgebracht habe. Aber vorsichtig. Und gerade halten, hörst du? (an das Mädchen gewendet) Du kannst jetzt gehen. Ich danke dir. Du hast uns sehr geholfen. (Küsschen auf die Wange) Bist wirklich ein feines Mädelchen. Pass gut auf dich auf. Tschüß. (wieder an den Gehilfen gewendet) Behutsam bitte. ... Wie der damit umgeht. ... Der Inhalt ist wertvoll! Hoch mit dem Deckel! ... Ja, das ist gut. Nun halte das Kästchen so, dass alle sehen können, dass Nichts darinnen ist.

Na, seht ihr es? Wer es nicht sieht, soll nähertreten. Ich verkaufe keine Brillen! Bei mir erhaltet ihr Nichts! In einer Qualität wie ihr sie nirgends sonst findet. Ich bin der beste Nichtsmacher des Kontinents. Bei mir kaufen Könige und Kaiser. Was sage ich. Alle bedeutenden Menschen der Welt sind meine Kunden. Alle ..., alle ..., alle ..., die Könige habe ich schon erwähnt, ja, die Kaiser auch. ... Alle kaufen sie bei mir. Alle. (an das Publikum gewendet) Was ist? Du siehst Nichts? Du auch? Du auch? Ihr seht alle Nichts? ... Sehr gut. Ich wusste es sofort, als ich euch vorhin sah. Ich freue mich. Nur dumme Menschen sehen mein Nichts nicht.

STIMME 1: Ich sehe, dass nichts drin ist, in dem Kästchen.

NICHTSMACHER: Gut, ich danke auch dir. Es scheint heute hier wirklich keine dummen Leute zu geben. Das treffe ich selten an. Das könnt ihr mir glauben. Und mein Nichts könnt ihr natürlich auch kaufen, sehr preiswert, weil ihr mir sympathisch seid. Es ist das wertvollste Nichts der Welt. ... Das habe ich, glaube ich, schon erwähnt. Für die letzten Zweifler beweise ich es sogleich. Es ist mir ein Leichtes. (er sucht sich im Publikum einen älteren Herren aus) Komm du mal her. Ja, du ... bitte, sei so nett. (er motiviert ihn, bis er vor die Bühne tritt) Stell dich hier hin, bitte so, dass dich alle sehen. ... Danke. Fehlt dir etwas? Na? Raus damit! Was fehlt dir? (er beugt sich nieder, die Hand am Ohr)

Was? Die Beine wollen nicht mehr so recht. Aha. ... Wusste ich sofort, als ich dich sah. Deshalb bin ich doch hier! Ich habe genug von dem, was dir fehlt. ... In den grünen Kästen ist es. Kannst du lesen? GESUNDHEIT steht darauf. Mir geht es gut. Ich habe genug von dem aus den grünen Kästen. Schau, wie gut es mir geht. Schau, wie gut ich gehen kann. (er schreitet auf der Bühne hin und her, hüpft sogar auf einem Bein)

(er beugt sich wieder nieder zum älteren Herren) Du bist wahrscheinlich auch oft müde, stimmt’s? Siehst du, das wusste ich auch. Ich bin nicht alt. Ich bin nicht müde. Ich habe genug von dem, was dir auch noch fehlt. ... In den rosafarbenen Kästen ist es. JUGEND steht darauf.

(an den Gehilfen gewendet) Junge, fehlt dir etwas? Bist du krank? Bist du alt? Müde? Nein? ... Seht ihr, mein Gehilfe hat auch genügend Nichts. Er ist noch nicht lange bei mir, wie ihr wisst, und doch geht es ihm schon so gut. ... Fühlst du dich ruhig, mein Junge? ... Ist dir warm? ... Hast du genügend Zeit? ... Bist du stark? ... Nun sag es schon. ... Nein so nicht. Dreh dich zu denen da ... so ... und nun bitte ganz laut. ... Sag es.

Der Nichtsmacher zieht im Rücken des Gehilfen, für das Publikum nicht sichtbar, das weiße Gewand zusammen, so dass es enger wird und der Gehilfe stärker und gesünder wirkt.

Bitte ganz ganz laut. Hier sind einige, die nicht mehr gut hören.

GEHILFE: (laut) Ja.

NICHTSMACHER: Seht ihr. Das ist in einer solch kurzen Zeit aus meinem Gehilfen geworden, ein rundherum zufriedener und glücklicher Mensch. Schaut nur, wie seine Augen strahlen, schaut die gesunde Gesichtsfarbe, die roten Wangen. (leiser) Hast wohl schon genascht, wie?

Na, was sagt ihr jetzt? Sind das nicht genügend Beweise für die Qualität meiner Ware? Und ... ehe ihr mich jetzt bedrängt ... für jene unter euch, die nicht lesen können, sage ich es: Die weißen Kästen brauchen die, die keine Zeit haben. ... Die gelben brauchen die, die sich Ruhe wünschen. ... Die grünen sind für die, die Gesundheit benötigen. ... Wärme gibt es in den roten, Kraft in den blauen, Jugend in den rosafarbenen Kästen.

Und alles erhaltet ihr heute bei mir, passend für jede Geldbörse, in drei Größen. Die kleinen kosten einen Euro, die mittleren zwei, die großen vier. ... Ihr könnt mir ruhig Scheine geben. Ich habe genügend Wechselgeld.

Wer macht den Anfang? Du? Du? Sicher du? Du brauchst Wärme, das sehe ich. Oder du? Du brauchst noch viel Kraft. ... Was ist los? Ihr wollt wohl nicht zugeben, dass euch etwas fehlt?

Keiner ist unter euch, der nicht braucht, was ich mitgebracht habe. Keiner! ... Ich habe einen Blick dafür. Ihr wärt das erste Publikum dem ich gegenüberstehe, in dem nur zufriedene Menschen sind. Also, keine falsche Scham, greift zu, solange mein Vorrat reicht. Es wird vielleicht Jahre dauern, bis ich wieder in diese Gegend komme.

(er sucht nach einer älterer Dame) Ich brauche jetzt eine ältere Dame. Ich sehe keine. ... Würden Sie vielleicht ausnahmsweise so lieb sein und mir aus der Klemme helfen. Sie. Ja Sie. ... Bitte. Ich weiß, Sie sind keine ... ältere meine ich. Aber ich brauch jetzt eine. ... Bitte. Nur ausnahmsweise. Wir tun so als ob. Ist doch alles nur Theater heute hier. (er bittet sie sich vor die Bühne zu stellen)

Ich habe auch eine Mutter. Sie ist so alt wie du. Ich darf doch heute hier du sagen. (ins Ohr geflüstert) Stimmt nicht. Ich weiß. (laut) Sie ist so alt wie du!! Aber ihr geht es besser als dir, seit ich ihr einige von meinen Kästen dagelassen habe. ...  Und weil du mich an mein liebes Mütterlein erinnerst mache ich dir heute ein Geschenk. Da ... GESUNDHEIT, die mittlere Größe. Da ... JUGEND, einen großen Kasten. Und als Zugabe, weil du mich rührst und an mein altes Mütterlein erinnerst, noch ein kleines Kästchen WÄRME. Hebe es dir gut auf für den Winter. (Das Bühnenlicht wird schwächer) Nun aber genug. Wer macht ...

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Peter Wimmer


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Ich lebe

Ich liebe

Ich denke

Puppenmacher

Hurra,
heute mauern
wir uns ein